Rennaissance der Naturinstrumente

Mancher Urlauber erinnert sich begeistert an den Alphornklang, wie er dem Bergwanderer vom Tal her entgegenschallt. Ein unvergessliches Erlebnis. Ein Hauch von Urlaub, Natur und der Majestät der berge ist mit dieser Hörerinnerung verbunden. Ein Alphornbläser steht fest und ruhig und konzentriert. Auch dieses Bild gibt etwas von der Ruhe und Gelassenheit wider, die dem Spielenden eigen ist. Der Eindruck einer gefestigten Persönlichkeit besteht. Der umflorte Klang des mit einem Holzmundstück geblasenen Instrumentes hat etwas Tiefgründiges und Wohltuendes.

Zurück zu den Wurzeln

Es sind ja nicht nur Alphörner, die eine weitere Verbreitung gefunden haben. Auch die im Norden beheimateten Luren, Karpatenhörner, das Didgeridoo der australischen Aborigines und Instrumente anderer Naturvölker sind allgemein im Gebrauch, wenn auch meist bei speziellen Liebhabern. Warum wohl geschieht das?

Es mag das Interesse an der alten Musik sein, ein Zurück-zur-Natur-Bewegung, eine Rückbesinnung auf Gepflogenheiten und Ordnungen, rituelle Handlungen, die meist mit Musik zu tun hatten, auf etwas, aus dem womöglich Menschen früherer Zeiten Kraft schöpften. Vielleicht ist es auch eine Abkehr von der elektronisch verstärkten Klangwelt mit ihrem Dauergeplärr an allen Ecken und Enden.

Die Wirkung meines Alphorns auf mich selbst

In jedem Fall ist das Alphornblasen wie das Spiel eines jeden Musikinstrumentes eine Therapie. Ich nehme mir Zeit dafür. Ich trainiere meinen Atem, die Atemstütze, die Lippen, die Blastechnik, mein musikalisch-rhythmisches Vermögen. Ich gestalte Phrasen und übe eine gute Intonation. Ich lerne, den Bogen einer Alphornmelodie weit schwingen zu lassen. An- und Abschwellen der Töne und deren vielgestaltige Artikulation sowie das Treffen der Tonabstände fordern meine ganze Konzentration. Wenn ich es dann so einigermaßen verstehe und kann, wage ich es mit einem oder mehreren Alphornisten zusammen zu spielen. Da kommen dann ganz neue Anforderungen auf mich zu. Aber so wachse ich und das Alphorn wird immer mehr "mein" Instrument, mit dem ich das ausdrücken kann, was ich musikalisch empfinde und was andere bewegt und erfreut.

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